MANNS-BILDER: Junge Stimmen und antike Helden

Die Männerstimmen des Göttinger Knabenchores im Archäologischen Institut

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Eingerahmt von Helden und Göttinnen der Antike präsentierten sich am vergangenen Sonntag die Männerstimmen des Göttinger Knabenchores unter der Leitung von Michael Krause im Archäologischen Institut der Universität.

Mit Männerchören assoziiert man doch gern Herren mit grauen Schläfen. Nicht so beim Göttinger Knabenchor: Diese jungen Männerstimmen und die alt-ehrwürdigen Skulpturen der Gipsabdrucksammlung bildeten einen reizvollen Kontrast in dem akustisch für Vokalmusik gut geeigneten Raum. Der Kustos der antiken Skulpturensammlung, Dr. Daniel Graepler, gab den Zuhörern und den jugendlichen Sängern eine kurzweilige Einführung in das Männerbild der archaischen Epoche mit ihrer Betonung körperlicher Schönheit als Spiegelbild eines guten und edlen Menschen.

Schon der Einzug der Sänger durch den Flur mit einem Gesang aus dem „Llibre Vermell“ (14.Jahrh.) zog das Publikum in seinen Bann. Nun folgte ein ca. 100-minütiges kurzweiliges Programm von der Renaissance über zeitgenössische klassische Komponisten wie z.B. Ola Gjeilo bis hin zu bekannten Pop-Songs. Besonders erwähnt seien „Das Dörfchen“ von Schubert (souverän am Klavier: Natascha Bachmann) und die „Untreue“ von Silcher. Dass sich hier der hohe Tenor mangels Masse nicht immer durchsetzen konnte, tat dem anrührenden Gesamteindruck keinen Abbruch. Überaus abgerundet und ausgereift erklang „O Lux Beata“ von Mendelssohn. Hier konnte man förmlich spüren, über wieviel Jahre hinweg diese jungen Männer bereits miteinander singen und so zu einem homogenen Klangkörper zusammengewachsen sind.

Aufmerksam folgten sie dem dynamisch hochdifferenzierten Dirigat ihres Chorleiters. Er führte sie von einem Forte, das den Raum fast sprengte, zu einem tragfähigen, klangvollen Piano, bei dem der Hörer den Text auch noch gut verstehen konnte.

Warmer Applaus für ein sehr gelungenes Konzert, an dem auch die Sänger sichtbar ihre Freude hatten. Es war übrigens eine Premiere nach langen Jahren. In Zukunft bitte mehr davon!

Dieser Artikel erschien zuerst im Magazin des Kulturbüro Göttingen. Redaktionell verantwortlich sind das Kulturbüro Göttingen sowie dessen Autor:innen.
Verfasser:in

Frank Birkenfeld

Journalist und Autor beim Kulturbüro Göttingen

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