„Schön, dass Du da bist. Ich bin RoSa Fiege. Ich beschütze als guter Hausgeist den Saal.“ So begrüßt ein freundliches Gesicht die Leser auf der Internetseite von dem alten und neuen Veranstaltungssaal. Dass Komische nur: Es ist ein Männergesicht. Aber Rosa ist doch ein Frauenname.
Doch sogleich folgt die Erklärung: „RoSa bedeutet Rosdorfer Saal und August Fiege hat den Saal 1896 gebaut. Es gab übrigens drei August Fiege. Sie alle waren Gastwirte und gaben den Zapfhahn an ihre Kinder weiter. Der Erste baute den Saal. Der Zweite renovierte ihn in den 1920er Jahren, und der Dritte schloss ihn in den 70er Jahren.“ So berichtet der Enkel des dritten August Fiege: Gemeinsam mit seiner Frau Ute möchte Ralf Lesjak den Saal wieder mit Leben füllen und hat die ersten Veranstaltungen schon im vergangenen Jahr dort ausgerichtet. Immer mit dabei ist der Hausgeist RoSa Fiege im braunen Anzug, kariert, wie aus den 1920er Jahren.
„Seit der Saal anno 1896 gebaut wurde, lebe ich dort und geistere herum“, erzählt der freundlich lächelnde Saalgeist. „Weil ich nicht viel rauskomme, trage ich meine Klamotten der 20er Jahre auf. Bis in die 1960er Jahre war hier immer sehr viel los. Dann wurde es immer ruhiger und der Saal versank in einen Dornröschenschlaf. Die letzten 50 Jahre waren dann recht langweilig, denn der Saal wurde nur als Lager benutzt. Jetzt habe ich genug von der Einsamkeit und möchte wieder Leben in die Bude bringen. Seit 2019 tut sich endlich wieder was. Es geht in vielen kleinen Schritten immer weiter voran. Ich kenne inzwischen so viele nette Menschen, die mir helfen wollen, den Saal wieder für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen.“
Von seinem Ururgroßvater sei der Saal errichtet worden, berichtet Lesjak. Dieser sei Gastwirt gewesen und habe den Bau als Multifunktionshalle errichtet, für dörfliche Veranstaltungen jeder Art, Handball wie Fußballspiele, Hochzeiten und mehr. Sein Urgroßvater habe den Betrieb übernommen und den Saal in den 1920er- oder 30er Jahren modernisiert. Doch in den 1970er Jahren dann habe der Großvater den großen Raum geschlossen. Von da an wurde er als Lagerhalle genutzt. Für Ralf Lesjak und seine Freunde wurde er zum „Abenteuerspielplatz“. „Meine Eltern und die Großeltern haben uns einfach machen lassen“, erinnert sich der Rosdorfer. So habe er sich als Jugendlicher mit seinen Freunden auf dem Dachboden getroffen. Für RoSa Fiege gab es keinen Grund mehr, sich zu zeigen.
Doch mit allen seinen Erinnerungen ist Lesjaks Bindung zu dem Saal sehr groß. Nie dachte er daran, ihn abreißen zu lassen. Bei Überlegungen, wie man den Saal nutzen könne, sei die Idee geboren, ihn erneut für Veranstaltungen zu reaktivieren. Das hat den Hausgeist aus dem Dornröschenschlaf erweckt.
Mit dem Rosdorfer Bildungs Netzwerk RoBiNet sei 2019 zu diesem Zweck ein Workshop ausgerichtet worden. Im Rahmen eines Brainstormings kamen viele Ideen von Tanzveranstaltungen über Theater und Kino zu Gymnastik. „Ich habe so viel Zuspruch bekommen“, erinnert sich Lesjak.
Schwierig wurde es, als es nicht nur um Ideen, sondern auch um die Umsetzung derselben ging. Denn weil der Saal geschlossen war, sei der Bestandsschutz verloren gegangen. Um wieder Veranstaltungen dort ausrichten zu können, musste Lesjak einen Bauantrag stellen. Von manchen vorhandenen Angeboten sei der Plan auch als Konkurrenz verstanden worden. Mittlerweile konnten die Lesjaks Orts- und Gemeinderat für sich gewinnen.

Gern spielt RoSa Fiege (Ralf Lesjak) auch mal Klavier.
Unter anderem wegen Corona, so Lesjak, habe es drei Jahre gedauert, bis die Genehmigung für die Wiederaufnahme des Veranstaltungsbetriebs vorgelegen habe. Um den ersten Tanz in den Mai im vergangenen Jahr sicher im Saal feiern zu können, habe er sich zunächst um die Erlaubnis für den Probebetrieb bei RoSa gekümmert. Die endgültige Genehmigung für Veranstaltungen im Saal sei kurz vorher eingetroffen.
Schon am 21. März 2024 war der Verein Rosa Fiege gegründet worden. Ein Ziel der Vereinsgründung sei es gewesen, Fördermittel beantragen zu können. Schnell sei die Zahl der Mitglieder auf mehr als 50 angewachsen. „Wenn man die Leute motiviert und sie Spaß daran haben, findet man auch Menschen, die mitmachen“, schildert Lesjak und ist froh über jeden, der mit anpackt. Kulturveranstaltungen seien ja kein Plus-Geschäft. So versuche man stets, möglichst viel über ehrenamtliche Helfer zu machen.“
RoSa Zeitzeugen hieß ein Erzählcafé im August vergangenen Jahres. Viele Rosdorfer hätten von früher erzählt – wie damals in dem Rosdorfer Saal gefeiert, gekegelt, getanzt worden sei. Fotos von alten Zeiten sollten dabei auch nicht fehlen. In der VorstellBar, ebenfalls im August, haben die Gäste im Team Fantasiegeschichten entwickelt. Oft kämen die Angebote durch Zufall zustande, sagt Ralf Lesjak. So habe das Computercabinet Göttingen in dem Rosdorfer Saal ein Zuhause gefunden.

Soll die Déesse im Saal bleiben?
„Wir versuchen immer wieder, Leute mit ins Boot zu holen.“ Gern führt Lesjak deshalb Interessierte durch den Saal, zeigt stolz die Bühne mit Klavier und Schlagzeug oder die vierräderige Déesse – ja, es ist tatsächlich die Citroën DS – als Prunkstück mit pinkfarbener Innen-Beleuchtung. Der Elektroingenieur ist in seiner Freizeit viel damit beschäftigt, das weiter wachsende Netzwerk am Laufen zu halten. Derzeit arbeitet er an dem Plan, zum Jahresende eine Heizung einbauen zu lassen. Dafür laufe eine EU-Leader-Förderanfrage.
Nach der Winterpause können sich die Rosdorfer nun auf die nächsten Highlights in ihrem historischen Saal freuen. Zum „RoSa DänSing“ wird am Samstag, 26.4.2025, geladen. In dem neuen Format können die Gäste gleichzeitig tanzen und singen oder auch nur eines von beiden – je nach Song, Stimmung und Stimmband. „Einfach Party totale!“ bei freiem Eintritt heißt es auf der Homepage des Saales.

Ralf und Ute Lesjak beim Ausblick aus dem Saal
Über die Zusage der international bekannten Schwings Band aus Litauen zum Tanz in den Mai freut sich Hausgeist RoSa Fiege besonders. „Ich kann es immer noch nicht glauben. Ich habe meine Lieblingsband ‚The Schwings Band‘ aus Litauen über Facebook gefragt, ob sie in meinen Saal spielen wollen und sie haben zugesagt!“ Der Vorverkauf hat bereits begonnen und „die Tickets gehen weg wie warme Semmeln“, sagt RoSa. In dem historischen Fachwerksaal wird die Vintage-Swing- und New-Orleans-Jazzband aus Vilnius neben Swing brasilianischen und Gypsy-Jazz sowie Originalkompositionen erklingen lassen. Tickets gibt es direkt in Rosdorf beim Naturkost- und Futtermittelfachgeschäft Obermühle, Obere Mühlenstr. 3, in Rosdorf.
Für begeisterte Fans von RoSa Fiege: Rund ein Dutzend solcher Events will der Hausgeist bis zur Winterpause in dem Saal realisieren. Und vielleicht ist er dort ja auch anzutreffen…
Weitere Informationen auch über den Saalgeist finden Interessierte auf der Homepage unter https://rosafiege.de
Im Artikel genannt
Im Artikel genannt
RoSa Fiege Rosdorf
Wir erwecken den Rosdorfer Saal wieder zum Leben
RoSa Fiege
Guter Hausgeist des Rosdorfer Saales
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