Im Stadtmuseum Northeim ist einer der bedeutendsten Münzschätze Deutschlands ausgestellt: Über 17.000 mittelalterliche Silbermünzen und zwei Silberbarren wurden 1991 im Rahmen von Bauarbeiten in der Northeimer Ortschaft Höckelheim gefunden, aufwändig untersucht und konserviert. Seit 2004 kann der Münzschatz im historischen Kellergewölbe des Northeimer Museums bewundert werden. Dort erfahren Besucher:innen viel über mittelalterliche Münzherstellung, die Wirtschaftsregion des südlichen Niedersachsens und die Münzprägung der Stadt Northeim.
Stadtarchivar und Museumsleiter Dr. Stefan Teuber stellt euch in unserer Serie „Auf Schatzsuche“ eine besondere römische Münze vor, die bereits Jahre vor dem Höckelheimer Schatzfund in Imbshausen gefunden wurde. Sie zeigt beeindruckend, wieviel Geschichte in einem kleinen, zufällig gefundenen Gegenstand stecken kann.

Was ist das?
Eine römische Münze des Marcus Antonius. Der kleine Silberdenar wurde im Jahr 32/31 v. Chr. in einer Heeresmünzstätte des Marcus Antonius geprägt. Antonius war zu der Zeit einer von drei mächtigen Römern (dem sogenannten Triumvirat), die über Rom herrschten.
Dieses Triumvirat sollte nach der Ermordung von Gaius Julius Caesar die Wiederherstellung der von politischen Krisen geschüttelten römischen Republik sicherstellen. Jedoch kam es zwischen den Mitgliedern des Triumvirats zu Streit und kriegerischen Auseinandersetzungen. Einer von Antonius‘ Konkurrenten war Octavian, der spätere Kaiser Augustus.
Gegen ihn kämpfte Antonius in einer Seeschlacht bei Actium im Jahr 31. v. Chr.. Die Münze diente zur Bezahlung der Flotte und der Legionen von Antonius kurz vor der Seeschlacht.

Filmposter des 1963 veröffentlichten Films „Cleopatra“, welcher die Geschichte von Cleopatra und Antonius erzählt und mit vier Oscars ausgezeichnet wurde.
Warum ist sie für dich persönlich als Museumsleitung ein besonderes Objekt?
Antonius bestritt den Kampf gegen Octavian nicht allein, sondern gemeinsam mit seiner Geliebten Cleopatra VII, der herrschenden Pharaonin über Ägypten. Ihre Flotten erlitten in der Schlacht jedoch eine entscheidende Niederlage und wenig später folgte das tragische Ende des Liebespaares.
Die Geschichte von Cleopatra und Antonius wird im vierfach oscarprämierten Monumentalfilm „Cleopatra“ aus dem Jahr 1963 erzählt. Gespielt wurden die tragischen Protagonisten von Elizabeth Taylor und Richard Burton.
Die Geschichte, die die Münze erzählt, und deren blumige Darstellung bei Führungen oder für Einzelbesucher, ist für mich immer ein freudiges Ereignis meiner musealen Arbeit.
Was erzählt die Münze über Südniedersachsen und wie kam sie ins Museum?
Kinder fanden die Münze im Jahr 1980 in Imbshausen, einem Ort nördlich der Stadt Northeim, beim Spielen im Garten unter einem Kirschbaum. In dem Garten wurden keine weiteren Funde aus dieser Zeit entdeckt.
Die Bedeutung dieses Münzfundes ist deshalb schwer einzuschätzen. Es ist nicht einmal sicher, ob die Münze 2000 Jahre unter dem Kirschbaum lag, oder ob sie ein späterer Münzsammler dort verloren hat.
Diese Münze zeigt aber auch, wieviel Geschichte sich anhand eines kleinen Fundstücks erzählen und erklären lässt: Die Vorderseite der Münze zeigt eine römische Kriegsgaleere mit Bugzepter und die Umschrift „ANT AVG“ (für Antonius Augur) und „III.VIR.R.P.C“ (für „3. Triumvir. Rei publicae constituendae“, also „zum dritten Mal Triumvirat zur Wiederherstellung der Republik“). Die Rückseite wird von einem Legionsadler zwischen zwei Kohortenstandarten eingenommen und trägt die Legionsangabe LEG II der 2. Römischen Legion. All das sind Hinweise auf die oben beschriebenen historischen Ereignisse – nur auf die Liebesbeziehung zu Cleopatra finden sich keine Hinweise auf der Münze 😉.
Wo kann man die Münze sehen?
Das Objekt ist Teil der Dauerausstellung
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Heimatmuseum Northeim
Archäologie, Ortsgeschichte, Geldgeschichte
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