Das gemütliche Abendessen von Justine und Jean-Marc wird plötzlich gestört, als sie eine mysteriöse E-Mail erhalten, die alles verändert. In einer Aufnahme werden sie heimlich in ihrer eigenen Küche gefilmt! Es bleibt nicht bei einem Video: Immer mehr Clips tauchen auf, die intime Alltagsszenen der beiden zeigen – und dabei gut gehütete Geheimnisse ans Licht bringen. Mit scharfem Humor und einer Prise Fremdscham wirft das Stück einen schonungslosen Blick auf die bröckelnde Beziehung des Ehepaares. Es stellt die Frage: Wie viel Offenheit ist in einer Ehe möglich, ohne sie zu gefährden?
Bissige Dialoge und Wortgefechte
Volker Muthmann und Judith Strößenreuter liefern als streitlustiges Ehepaar eine herrlich unterhaltsame Performance. Das scharfzüngige Spiel von Muthmann und Strößenreuter als ständig zankendes Zweiergespann ist ein echter Publikumsspaß! Das Stück strotzt nur so von ihren bissigen Dialogen und Wortgefechten! “Du versalzt. Ich lüge...Das nennt man Ehe,” verteidigt sich Ehemann Jean-Marc, als ein Video erscheint, in welchem er Justines Essen heimlich in den Müll wirft. Abwechselnd kommen Videos von Jean-Marcs und Justines Geheimnissen ans Tageslicht und sorgen für sehr viele aufwühlende Momente. Zuerst muss Justine erfahren, dass Jean-Marc ihr liebevoll zubereitetes Essen heimlich entsorgt, sobald sie außer Haus ist. Kurz darauf entdeckt Jean-Marc, dass seine Frau sich regelmäßig und unbemerkt an seinem Portemonnaie bedient.
Big Brother, Paranoia und ein Gorillaeinbrecher!
Das Spiel aus Enthüllung und Verbergen verliert nie an Reiz, denn die Geheimnisse werden mit jeder Runde bizarrer und intimer. Zudem fragt man sich ständig, wer dieser geheimnisvolle Big Brother-Videostalker nun überhaupt ist. Die peinlichen Videos werden dabei anschaulich und dramatisch auf eine Leinwand projiziert.
Die Situation spitzt sich derart zu, dass Jean-Marc schließlich die Kontrolle verliert: In einem Akt purer Verzweiflung versenkt er sein Handy im kochenden Wasser – als könne er damit der Überwachung entkommen. Doch der Wahnsinn nimmt kein Ende: Am Abend wird er von einem maskierten Eindringling im Gorillakostüm überfallen. Spätestens jetzt verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Paranoia endgültig. Diese Szene im dunklen dt.x Keller sorgte für besonders viel Nervenkitzel und trieb dem Publikum spürbar den Puls nach oben. Für einen ebenso unvergesslichen wie heiteren Kontrast sorgte Jean-Marcs aufreizend-komischer Tanz zu „Electricity“ von Orchestral Manoeuvres in the Dark, der mit lautem Applaus gefeiert wurde.
Zwist mit dem man sich identifizieren kann
Bissig, pointiert und urkomisch. Volker Muthmann und Judith Strößenreuter bringen Jean-Marc und Justine so lebendig auf die Bühne, dass man sich in ihren Zwistigkeiten und Eigenheiten gut wiedererkennen kann – eine Mischung aus Humor und Spannung, die das Publikum fesselt und zum Nachdenken über das eigene Beziehungsleben anregt.
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