Ideen-Werkstatt Gittelde & Teichhütte: Wie ein toller Einfall das Dorfleben bereichert

Engagierte Ehrenamtliche haben sich für die Zukunft ihres Zuhauses viel vorgenommen.

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Gerade im ländlichen Raum haben viele Gemeinden mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen. Sei es durch Bevölkerungsrückgang mit einhergehender Geschäfteschließung oder einer älter werdenden Einwohnerschaft. Die sich daraus ergebenden Resultate sind dieselben: So manche Vereine mangelt es dadurch früher oder später an Nachwuchs, müssen dann bestenfalls zusammengelegt werden oder sich gar im schlimmsten Falle auflösen. Da bildet der Flecken Gittelde mit seinem Ortsteil Teichhütte sicher keine Ausnahme. Im Ergebnis büsst das dörfliche Leben spürbar an Attraktivität ein, was wiederum eine weitere Abwanderung gerade junger Menschen zur Folge haben könnte. Ein Teufelskreis. Wenn da nicht rechtzeitig gegengesteuert und entsprechend zukunftsorientiert gehandelt wird. Wie das funktionieren kann, zeigt seit gut einem Jahr die gegründete Ideen-Werkstatt Gittelde & Teichhütte.

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Einge Mitglieder des "Küchenkabinetts" (v.l.n.r.): Christoph Naumann, Anna Haberer, Olaf de Vries, Mario Teuber und Karin Blume-Gebhardt
Lizensiert gemäß Alle Rechte vorbehalten von Ralf Gießler

Einige Mitglieder des "Küchenkabinetts" (v.l.n.r.): Christoph Naumann, Anna Haberer, Olaf de Vries, Mario Teuber und Karin Blume-Gebhardt

Bürgermeister Olaf de Vries brachte diese Idee von einer Fortbildung mit und hat die Umsetzung vor Ort ins Rollen gebracht. Er war beeindruckt von den Einfällen und Veranstaltungen, die schon in anderen Dörfern mit viel Eigeninitiative ins Leben gerufen und erfolgreich umgesetzt wurden. Am 15. März vergangenen Jahres fiel dann der Startschuss für eine eigene Ideen-Werkstatt. Interessierte Bürgerinnen und Bürger von Gittelde und Teichhütte waren eingeladen, sich einzubringen. Circa 35 Personen nahmen die Einladung an. Folgendes wurde damals erarbeitet, die formulierten Ziele haben bis heute Bestand. Sie lauten:

  • Gittelde und Teichhütte lebens- und liebenswert zu erhalten und zu gestalten.
  • Weiterzudenken und zu hinterfragen, wie es in 10 Jahren in Gittelde und Teichhütte aussehen soll.
  • Ideen zu sammeln und daraus Projekte zu entwickeln.
  • Engagierten Menschen die Möglichkeit zu geben, Projekte unabhängig zu gestalten.

Insgesamt engagieren sich seit dem ersten Treffen etwa 25 Personen in ganz verschiedenen Projekten, wie „Klimaneutrales Gittelde“, „Gittelder Donnerstag“, „Kulturzentrum“, „Stollengarten“, „Dorfkino“, „Fahrdienste“ und „Gittelder Bücherschrank“. Manche davon sind bereits umgesetzt, andere stehen noch in den Startlöchern. Jedes Projekt hat einen eigenen Leiter, der einer Arbeitsgruppe vorsteht. Vier davon möchte ich nun gerne etwas näher vorstellen:

Gittelder Bücherschrank:

Dem Bücherschrank liegt das Prinzip „Geben und Nehmen“ zugrunde. Das bedeutet, Bücher, die einem selbst gefallen, können einfach so entnommen werden. Eigener Lesestoff, der nicht mehr benötigt wird, kann in den Schrank eingestellt werden. Seit dem 22. August steht er im überdachten Vorraum der örtlichen St. Barbara Apotheke in der Planstraße 18. Er soll darüber hinaus das bestehende Angebot der Samtgemeindebücherei Gittelde ergänzen. Der Bücherschrank ist ein Platz, wo man ganz in Ruhe nach Büchern stöbern, sich interessante aussuchen und auch ausgelesene wieder dort zurückbringen kann. Das Druckwerk sollte einigermaßen aktuell und nicht allzu alt sein.

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Bücherschrank im überdachten Vorraum der örtlichen St. Barbara Apotheke
Lizensiert gemäß Alle Rechte vorbehalten von Ralf Gießler

Bücherschrank im überdachten Vorraum der örtlichen St. Barbara Apotheke

Gittelder Donnerstag:

Man könnte diese Veranstaltung auch als einen bunten Nachmittag bezeichnen. Oder sie mit ihrem eigentlichen Motto „Zwanglos Treffen-Klönen-Essen-Trinken-Musik-Spaß haben“ betiteln. Die Einladung dazu geht nicht nur an alle Gittelder und Teichhütter Einwohnerinnen und Einwohner. Auch auswärtige Gäste sind sehr gern auf dem Platz „Alter Schulhof“ zwischen Kirche, Gemeindezentrum Gittelde und Heimatmuseum in der Schulstraße gesehen, um ein paar frohe und gesellige Stunden zu verbringen. Laut den Organisatoren soll der „Gittelder Donnerstag“ ein Ort sein, an dem sich Jung und Alt trifft und wo man zwanglos und gemütlich unter Nachbarn und Bekannten klönen kann. Oder einen vielleicht anstrengenden Arbeitstag ausklingen lässt. Dabei steht die Verbesserung und Stärkung der dörflichen Gemeinschaft und das gemeinsame Miteinander im Fokus. Für das leibliche Wohl ist natürlich gesorgt.

Aufgrund des Himmelfahrttages findet der erste „Gittelder Donnerstag“ ausnahmsweise am 08. Mai an einem Mittwoch ab 16 Uhr statt. Weitere Termine in 2024 sind jeweils dann donnerstags am 13. Juni, 11. Juli, 08. August, 12. September sowie am 10. Oktober. Bislang, so die Veranstalter, seien alle durchgeführten Donnerstage stets gut besucht gewesen.

Kulturzentrum:

Früher besaß nahezu jede Gemeinde einen Ort, wo Feierlichkeiten aller Art stattfanden, quasi ein kultureller Mittelpunkt. Zur Zeit sei man noch auf der Suche nach einem passenden Gebäude. Veranstaltungen finden aber bereits in wechselnden Räumlichkeiten statt. Verschiedenste Ideen, wie beispielsweise Open-Stage-Konzerte, Spieleabende, Karaoke, Flohmarkt, Gitarrengruppe, Tanzangebote, Bälle und weitere mehr seien vorstellbar.

Dorfkino:

Mit Unterstützung des mobilen Kinos Niedersachsen konnte das Dorfkino schon zum zweiten Mal Filmfans begrüßen. Im Februar wurden wieder zwei Filme gezeigt: Nachmittags „Die Pfefferkörner“ und abends der Film „Yesterday“. Insgesamt über 120 große und kleine Kinofreunde besuchten an diesem Tag die Gittelder Turnhalle und genossen bei Popcorn, Nüssen, Snacks und Getränken die Vorstellungen. Auch die St. Mauritius-Kirche war schon einmal mit Erfolg in einen Filmtempel umgewandelt worden.

Spannend sind auch die weiteren Pläne, die noch auf ihre Umsetzung warten. So zum Beispiel ein Barfußpfad und Wasserspielplatz, die auf dem Gelände des Mundlochs vom Ernst-August-Stollen entstehen sollen oder die Gestaltung des Alten Schulhofes. Beide Ideen entstammen der Ideen-Werkstatt. Auch weitere medizinische Vorträge könne man sich gut vorstellen. Als Nächstes steht eine offene Chorprobe mit Klavierbegleitung am 20. April an. Der Frauenchor „Noch ohne Namen“ aus Hannover probt um 17 Uhr in der St. Mauritius-Kirche eine bunte Mischung aus Pop-Songs.

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Gelände des Mundlochs vom Ernst-August-Stollen
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Auf diesem Gelände ist ein Barfußpfad und ein Wasserspielplatz geplant

Gerne werden neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter für die vielfältigen Aktivitäten und Vorhaben aufgenommen. Im Gemeinderaum Gittelde finden circa drei bis vier Treffen im Jahr statt, ideal für eine erste Kontaktaufnahme. Das sogenannte „Küchenkabinett“ - ein helfendes, ordnendes und unterstützendes Gremium der Ideen-Werkstatt - kommt zeitlich davor zusammen. Es trifft sich etwa drei bis fünfmal jährlich.

„Wir sind zufrieden, wie es bislang läuft. Die Projekte werden überwiegend gut angenommen. Für die Zukunft wünschen wir uns mehr engagierte Mitstreiter für unsere vielfältigen Ideen. Die Menschen, die mitmachen sind von Mitte zwanzig bis Ende sechzig Jahre alt, also queerbeet durch die Generationen. Noch mehr jüngere Menschen, die sich einbringen und Projekte leiten, wären toll“, wünscht sich das „Küchenkabinett“. Auf meine Frage, warum man sich unbedingt in die Ideen-Werkstatt mit einbringen soll, kam die Antwort schnell: „Weil das Engagement aus der Bevölkerung kommen muss und die Gemeinden das nicht leisten können, Angebote dieser Art zu machen. Um unseren Ort lebens- und liebenswerter zu gestalten, können Ideen nur aus der Bevölkerung kommen. Hier ist Eigeninitiative gefragt!“

 

Kontaktdaten.

Wer gerne die Ideen-Werkstatt Gittelde & Teichhütte unterstützen oder sich informieren möchte, findet hier die nötigen Kontaktdaten. Die Teilnahme ist natürlich kostenfrei:

www.ideenwerkstatt-gittelde-teichhuette.de

Telefon: 05327-5329

E-Mail: info@ideenwerkstatt-gittelde-teichhuette.de

 

Übrigens ist Gittelde auch abseits von Veranstaltungen mal einen Besuch wert. Dass eine kleine Gemeinde mit der St. Mauritius-Kirche und St. Johannes-Kirche über zwei evangelische Gotteshäuser verfügt, die auch noch beide genutzt werden, ist schon ungewöhnlich. Und da wäre ja noch das Mundloch des oben schon erwähnten Ernst-August-Stollen zu nennen. Er ist der jüngste, längste und tiefste Wasserlösungsstollen des Oberharzer Bergbaus. Seit 2010 ist er auch Bestandteil des Oberharzer Wasserregals und gehört somit zum Weltkulturerbe der UNESCO „Bergwerk Rammelsberg, Altstadt Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft“.

Autor:in

Ralf Gießler

Journalist und Autor des kulturis-Magazins

Im Artikel genannt

Im Artikel genannt

Gittelder Donnerstage

„Wir laden alle Gittelder und Teichhütter und auch unsere auswärtigen Gäste ein, unsere Veranstaltungen zu besuchen und ein paar frohe und gesellige Stunden auf dem Alten Schulhof mit uns zu verbringen. Das Motto "zwanglos Treffen-Klönen-Essen-Trinken- Musik- Spaß haben" gilt auch weiterhin.“ (...