Im Treppenhaus eines größeren Wohnhauses begegnen sich zwei Nachbarn, deren Kontakt sich bis jetzt auf den flüchtigen Austausch von Höflichkeitsfloskeln beschränkt hatte. Von seiner hinter den Kulissen agierenden Ehefrau, die ihre sämtlichen Informationen aus dem Internet bezieht, stellt der Nachbar von oben dem von unten die entscheidende erste Frage: „Sind Sie Jude?“
Diese Frage wird eine Lawine von weiteren Fragen ins Rollen bringen, die der französische Katholik dem jüdischen Franzosen (oder der katholische Franzose dem französischen Juden?) stellen wird, welcher als jüdischer Atheist (oder atheistischer Jude?) die Fragen geschickt umzudrehen weiß.
In neun kurzen Bildern kommen die beiden vom Hundertsten ins Tausendste, von Beschneidung und Essensgewohnheiten über Geldgier bis hin zur sogenannten „Palästinenserfrage“. Dabei entstehen absurde Missverständnisse. Mehr und mehr werden antisemitische Vorurteile sowie allgemein gültige Scheinwahrheiten sabotiert und eindeutige identitäre Zuordnungen mit Witz und Humor unterlaufen. Aufkeimende Freundschaft wechselt sich mit launischer Feindschaft ab.
Jean-Claude Grumberg, französischer Drehbuchautor, Schriftsteller und Schauspieler, begann 1961, Theater zu machen, ein paar Jahre später wurde sein erstes Stück aufgeführt, „Michu“, es ging um Antisemitismus. Das Thema ließ ihn nicht mehr los, er hatte als Kind die Nazis in Frankreich erlebt. Grumberg hat zahlreiche Preise erhalten.
Als das Stück „Entweder … oder?“ 2013 herauskam, trug es übersetzt noch den Titel „Die endgültige Klärung der Judenfrage“, dann kamen die Anschläge auf einen jüdischen Supermarkt in Paris und auf die Redaktion von Charlie Hebdo. Deshalb heißt es nun eben „Entweder … oder?“.
Gastspiel von rimon productions, in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Göttingen e.V.
Gefördert durch:
Landespräventionsrat Niedersachsen
Landesdemokratiezentrum Niedersachsen
Evangelische Erwachsenenbildung Niedersachsen
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