Brot in Öl – Erst Malen, dann Essen: Ulrich Hollmanns Brotbilder

Auf Schatzsuche... im Europäischen Brotmuseum Ebergötzen

Veröffentlichungsdatum

Das Brotmuseum zeigt seit der Saison 2025 15 Brotbilder des Duderstädter Künstlers Ulrich Hollmann. Museumsleiterin Agnieszka Steuerwald berichtet, wie diese ins Museum gelangten und welche Faszination Brot auslösen kann.

 

Was ist das?

Eine Installation von 15 Brotbildern des Künstlers Ulrich Hollmann aus Duderstadt. Es handelt sich dabei um Öl-Bilder, die in den Jahren 2020 bis 2023 entstanden sind. Im Jahr 2023 wurden sie zum ersten Mal gezeigt. Zusammen mit weiteren Arbeiten zu den Themen die Natur und der Mensch, entstand im Brotmuseum eine Ausstellung über das Leben: „Die Natur, der Mensch und das Brot – Bilder des Lebens“.

Ulrich Hollmann ist ein sehr aufmerksamer Beobachter des Lebens. Die Natur in seinen Bildern, die dem Menschen einen Lebensraum bietet, berührt mit ihrer Schönheit. Der Mensch, dem wir in Hollmanns Kunst begegnen, lebt nicht vom Brot allein – er malt, liest, musiziert, träumt, denkt oder taucht in Erinnerungen ein. Und das Brot, in allen erdenklichen Farben und Formen, stellt die Verbindung zwischen der Natur und dem Menschen her – unter menschlichen Händen entsteht aus Früchten der Natur das Brot, das uns ernährt. Das Brot als Symbol des Lebens wirft jedoch auch Fragen auf: Wie wollen wir leben?  Wie lange kann die Erde uns noch ernähren? Kann der Mensch die Natur ausreichend schützen? Was bedeutet das Menschsein angesichts der Kriege und Naturkatastrophen? 

 

Warum ist es für dich persönlich als Museumsleitung ein besonderes Objekt? 

Ich hatte das Privileg mich ein Jahr lang intensiv mit dem Künstler Ulrich Hollmann und mit seinen Bildern zu beschäftigen. Er schenkte mir sein Vertrauen, als ich die Kunstausstellung im Brotmuseum konzipieren und die Bilder dafür aussuchen durfte. Ich bin von Ulrich Hollmann als Mensch und von seiner Kunst sehr angetan. Die Brotbilder zeigen für mich, was für eine große Faszination das Brot als Objekt auslösen kann und was für ein Wunder Brot ist.

 

Was erzählten diese Objekte über Südniedersachsen?

Diese Objekte zeigen, dass das heutige Südniedersachsen Menschen beheimatet, die oft aus anderen Regionen kommen und eine bewegende Geschichte mit sich tragen. Die Bilder erzählen die Lebensgeschichte von Ulrich Hollmann, der 1937 in Patschkau/Polen geboren wurde, im Krieg Hunger gelierten hat, nach dem Krieg vertrieben wurde und in Südniedersachsen seine neue Heimat fand. Als Künstler (1957 – 1962 Studium der Malerei, Grafik und Kunstpädagogik an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe) porträtierte er lebenslang die Natur und die Menschen in Südniedersachsen, bis er in der Corona-Zeit, die vieles bisher bekannte in Frage stellte, das Backen für sich entdeckte. Das Brot fasziniert ihn, weil es das Leben und auch die Abhängigkeit der Menschen von der Natur symbolisiert. Wie groß muss diese Faszination sein, wenn man jedes selbstgebackene Brot zuerst mit einem Pinsel festhält, bevor man es mit einem Messer aufschneidet?

 

Wie kam es ins Museum?

Nachdem die Bilder als Sonderausstellung 2023 gezeigt wurden, habe ich mich bemüht, diese von Familie Hollmann als Leihgabe für die Dauerausstellung zu erhalten. Anfang 2024 wurde der Dauerleihgabenvertrag unterzeichnet, aber trotzdem musste noch ein Jahr vergehen, bis die Bilder aufgehängt werden konnten. Der dafür vorgesehene Ort, das Treppenhaus, musste vorher saniert werden: eine in die Jahre gekommene Reproduktion des Bildes „Das letzte Abendmahl“ wurde entfernt, die Wände wurden neu gestrichen und die Beleuchtung erneuert.  Zusätzlich konnten diese Arbeiten nur in der Winterpause ausgeführt werden und für die Installation war ein hohes Gerüst notwendig.  An dieser Stelle danken wir der Sparkasse Duderstadt, der Harz Energie und der Eichsfelder Wirtschaftsbetriebe GmbH für die finanzielle Unterstützung des Projektes.

 

Wo kann man es sehen?

Die Bilder sind in der Dauerausstellung zu sehen. Mit diesem starken, neuen Akzent startete das Brotmuseum die neue Saison 2025.  Durch die Neuinstallation wirkt das umgestaltete Treppenhaus wie eine kleine Kunsthalle. Die Bilder schaffen einen Mehrwert fürs Museum – sie faszinieren, erzählen eine spannende Geschichte und sind ein Alleinstellungsmerkmal unseres Hauses.

 

In unserer Serie Auf Schatzsuche... stellen wir euch besondere Objekte aus den Museen Südniedersachsens vor. Wir haben Museumsleitungen und Kurator:innen gefragt, welche besonderen Dinge es in ihren Museen zu entdecken gibt und präsentieren euch diese im kulturis-Magazin.
Verfasser:in

Agnieszka Steuerwald

Museumsleitung des Europäischen Brotmuseums Ebergötzen

Fokus

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Im Artikel genannt

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